Rota-Therapie nach Doris Bartels
Die Rota-Therapie ist ein neurophysiologisches Behandlungsprinzip, das die motorische Entwicklung unterstützt, indem es gezielt auf Rotationsbewegungen setzt. Diese fördern eine bessere Koordination und helfen, persistierende frühkindliche oder erworbene Reflexmuster abzubauen. Der zentrale Fokus liegt auf der Tonusregulation, also der optimalen Körperspannung, die bei vielen Auffälligkeiten und Krankheitsbildern eine entscheidende Rolle spielt.
Anwendung in jedem Alter
Die Rota-Therapie kann in jedem Lebensalter eingesetzt werden. Eltern, Angehörige und Patienten selbst lernen einfache Bewegungsübungen, die sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch im Alltag angewendet werden können. Bei Säuglingen und Kleinkindern erfolgt die Behandlung auf dem Schoß, während Kinder und Erwachsene auf dem Boden oder im Bett behandelt werden.
Beispiele aus der Praxis
- Kleinkind mit Überstreckung
Ein Kleinkind überstreckt im Schlaf häufig den Kopf – ein Muster, das sich auch beim Stillen oder Hochheben zeigt. Das Kind lässt sich nur schwer beruhigen, hat Probleme beim Nachahmen und bei bestimmten Bewegungsübergängen, z.B. beim Krabbeln. Stattdessen rutscht es auf den Knien und wirkt in einigen Bereichen motorisch ungeschickt (stützt sich nicht ab). Durch gezielte Rotationsbewegungen auf dem Schoß und eine angepasste Schlafposition wird die Kopfkontrolle gestärkt. Dies stabilisiert den Blickkontakt und fördert die Entwicklung der Augen-Hand-Koordination.
- Schwierigkeiten beim Sitzen und Konzentration im Unterricht
Ein Kind hat Schwierigkeiten, im Unterricht ruhig zu sitzen und muss häufig den Kopf abstützen. Es fällt ihm schwer, sich zu konzentrieren, und es zeigt eine verkrampfte Stifthaltung. Durch gezielte Rotationsübungen und eine Anpassung der Sitzposition wird die Kopf- und Rumpfstabilität verbessert. So kann das Kind höhere motorische und kognitive Fertigkeiten entwickeln, ohne unnötige Anstrengung.
Die drei Säulen der Rota-Therapie
- Rotationsübungen – zur Verbesserung der Bewegungskoordination.
- Alltagsgestaltung – um den Alltag an die individuellen Bedürfnisse anzupassen.
- Mundbehandlung – als wichtige Unterstützung der Tonusregulation, da der Mund eine große Repräsentationsfläche im Gehirn einnimmt.
Diese Therapiemethode hilft nicht nur bei motorischen Auffälligkeiten, sondern auch bei Lernstörungen, ADHS, Wahrnehmungs- und Koordinationsproblemen sowie emotionalen Belastungen.
Einsatzgebiete der Rota-Therapie
Die Rota-Therapie kann in vielen Bereichen angewendet werden, darunter:
- Zentrale Koordinationsstörungen
- Frühgeborene und Risikokinder
- Schreibabys und Stillprobleme
- Entwicklungsverzögerungen
- Genetische Besonderheiten (z.B. Down-Syndrom)
- Autismus-Spektrum-Störungen
- Wahrnehmungs-, Konzentrations- und Lernstörungen
- AD(H)S, Legasthenie, Dyskalkulie
- Orthopädische Probleme (Skoliose, Wirbelsäulenbeschwerden, Hüftdysplasien, Fußfehlstellungen)
- Neurologische Erkrankungen (Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfall)
- Spastische Bedrohung oder Behinderung
„Es werden keine Funktionen geübt, die (noch) nicht möglich sind.“
– Doris Bartels, Begründerin der Rota-Therapie und Autorin von „ROTATION – Nahrung für das Gehirn“